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Abstrakter Expressionismus: Erste eigene Kunstbewegung in den USA. Auf den Weg gebracht vor allem von Frauen

Martina Sauer • 15. Juli 2025

Eindrückliches Foto in Überblendtechnik von Richard Pousette-Dart, 1948, von der berühmten und einflussreichen Galeristin, der "Mutter des Abstrakten Expressionismus" Betty Parsons mit präkolumbianischer Maske.


Das Foto verdeutlicht den Einfluss des europäischen Surrealismus auf diese erste eigene Kunstbewegung in den USA. Die Kunstszene bewegte sich in jenen Jahren von Paris weg nach New York. Der rege Austausch fand wie zuvor auch in Paris nun in den Cafés Manhattans statt. In der Betty Parsons Gallery fand deren neuer Ausdruckswillen eine Plattform, die den Künstlern Anerkennung und Ruhm einbrachten © Martina Sauer aus der Ausstellung im Museum Frieder Burda bis 14. September 2025, über einen ihrer Pioniere: Richard Pousette-Dart.


Vgl. ergänzend unter Angebote Möglichkeiten zu Führungen durch die Ausstellung im Museum Frieder Burda.

Über Betty Parsons und andere Pionierinnen in New York der 20er bis Anfang 60er Jahre.

Warum ist sie - und nicht nur sie - so faszinierend?


 

Hmm, dieser Gedanke und die mit ihm einhergehenden Empfindungen erschließen sich nicht sofort, sondern erst auf den zweiten Blick. Denn – wie sich überraschend zeigt – ist Betty Parsons nur eine unter vielen Frauen, die die US-amerikanische Kunstszene mit ihrem Gespür für Neues und Unerwartetes entscheidend geprägt haben. Mit ihrem Engagement boten diese Expertinnen der ersten eigenständigen Kunstentwicklung, dem Abstrakten Expressionismus, eine Plattform, die ihr Anerkennung und Ruhm einbrachte.

 

Betty Parsons

Sie ist bekanntermaßen diejenige, die 1946 mit dem Rückzug Peggy Guggenheims nach Europa die Betty Parsons Gallery in New York gründete, und sie zu einer der lebendigsten und einflussreichsten Kunsteinrichtungen der Zeit machte. Mit anderen Kunstsammlerinnen und -mäzeninnen legte sie vom Expressionismus und Surrealismus in Europa ausgehend, den Grundstock der ersten eigenständigen künstlerischen Stilbewegung, den des Abstrakten Expressionismus in den USA. Jackson Pollock, Ad Reinhardt, Clifford Still, Mark Rothko, Barnett Newman und eben auch Richard Poussette-Dart waren bei ihr unter Vertrag.

 

Hilla von Rebay

Mit Parsons ist es Hilla von Rebay aus Deutschland, die seit 1927 Solomon R. Guggenheim mit ihrer Expertise für moderne, vor allem europäische Kunst begeisterte und in der Folge den Aufbau der Sammlung des Guggenheim Museums verantwortete. Sie erkor Frank Lloyd Wright zum Architekten des Museums und entwickelte mit ihm gemeinsam dessen Form und Farbe. Nach dem Tod von Guggenheim 1949 wurde es schließlich ohne sie, 1959, eröffnet. Grundlage für beides bot die Gründung durch sie der gleichnamigen Foundation 1938 und ein Jahr später, 1939, die Eröffnung des ersten Museums in New York zur nicht-gegenständlichen Kunst, das Museum of Non-Objective Painting I Art of Tomorrow. Schließlich war sie auch diejenige, die eines der Grundlagenbücher des Expressionismus in Deutschalnd, Kandinskys Buch Über das GEistige in der kunst von 1910 (1911), in den USA mit ihrer Übersetzung populär machte.

 

Katherine S. Dreier

Zu den Pionierinnen der ersten Stunde zählt auch Katherine Sophie Dreier, die durch ihre Empfehlungen nicht nur die Künstler des Bauhaus Josef und Anni Albers in die USA holte, sondern gemeinsam mit Marcel Duchamps und Man Ray 1920 die Kunstorganisation Société Anonyme gründete, die bis Ende der 30er Jahre 84 Ausstellungen organisierte.

 

Galka Scheyer

Es war Galka Scheyer, die mit einem Gespür für die Kunst und den Kunstmarkt als Kunsthändlerin und Sammlerin aus Deutschland die internationale Bedeutung der expressionistischen Kunst erkannte. Mit der Gründung die Blaue Vier, mit Feininger, Kandinsky, Klee und Jawlensky, machte sie diese Kunstbewegung auf der Ausstellungstour in den USA seit Mitte der 20er Jahre in den USA populär.

 

Peggy Guggenheim

Bereits 1942 eröffnete, der auch in Europa berühmte Spross der Guggenheim-Dynastie, Peggy Guggenheim, ihre Galerie Art of this Century in Ney York. Geprägt von europäischer Kunst verlagerte sich auch unter ihrem Einfluss das Kunstzentrum von Paris nach New York. Robert Motherwell, Jackson Pollock und Mark Rothko wurden durch sie populär. Ihre Kunstsammlung fand in Europa, 1948 in Venedig im Palazzo Venier dei Leoni, ihren Bestimmungsort. 1976 wurde ihre Collection Teil der Stiftung ihres Onkels in New York.

 

Lilli P. Bliss,  Mary Quinn Sullivan und Abby Aldrich Rockefeller

Schließlich gehören zu der Reihe der einflussreichen Frauen in New York, die die aufkommende neue, eigene Kunstbewegung in den USA, den Abstrakten Expressionismus auf den Weg brachten, auch diese drei, schon durch ihre Namen bekannten Mäzeninnen: Lilli Bliss, Mary Quinn Sullivan und Abby Aldrich Rockefeller. Sie brachten 1929 das Museum of Modern Art, das MoMA, in New York auf den Weg, das schließlich 1939 seine Tore öffnete. Anlass dafür war ihre gemeinsame Überzeugung, dass in den USA neben den kunsthistorisch orientierten Museen eine Einrichtung für Moderne und Zeitgenössische Kunst fehle.


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